Uni Brennt

Wednesday, March 25, 2009

Wednesday, March 11, 2009

Essay #1: Nationhood

Der Nationalstaat und Global Governance

Ein Essay von Grande Alexander


Inhalt

Einleitung: 3

Begriffserklärung, im Bezug auf das Thema: 3

Hauptteil 4

Die Notwendigkeit von Identität: 4

Das Entstehen neuer Identitäten: 4

Die Problematik der Interdependenz: 5

Interdependenz Kompetenz: 6

Bewusstsein und Interdependenz: 6

Das Konzept des Konsenses: 7

Nationale Identität als Konsens: 7

Alte Herrschaftslegitimation, ohne Nachfolger: 7

Zur Verteidigung des Nationalstaates: 8

Nationalstaat als Hindernis: 9

Das Weltbild und fehlendes Bewusstsein als globales Problem: 10

Die Probleme des fehlenden Bewusstseins: 11

Zusammenfassendes Schlusswort: 13

Bibliographie: 13


Einleitung:

Dieses Essay soll die Rolle des Nationalstaates im Bezug auf Global Governance von einer kritischen Seite beleuchten.

Es soll den Problempunkt, dass die nationalstaatliche Souveränität ein „anachronistische[s] Relikt“ sei, wie es Dirk Messner in seinem Text „Global Governance: Globalisierung im 21. Jahrhundert gestalten“ (Messner 2005: 39) beschreibt, aufgreifen und dieses ausführen.

Sowie soll in einem zweiten Punkt, das Argument von Messner, dass ein Weltstaat nicht realistisch sei und eine „Föderation freier Republiken“ richtungsweisend sei (Messner 2005: 37), behandelt werden. Es soll diesbezüglich, das dahinter stehende Weltbild und Bewusstsein der Welt, im Bezug auf den Nationalstaat, insgesamt hinterfragt werden.

Begriffserklärung, im Bezug auf das Thema:

Nach dieser kurzen Klarstellung der Ziele dieses Essays, sollen die zwei maßgeblichen Begriffe für dieses Essay, dem Leser näher gebracht werden, sowie auch ihre Beziehung zum Thema, geschildert werden.

Der Nationalstaat ist eine politische Einheit, welche souverän nach innen, sowie nach außen handelt (Messner 2005: 29), und sich erkennbar macht, durch die nationale Identität.

Der Nationalstaat ist ursprünglich als eine Souveräne politische Einheit, durch den Westfälischen Frieden 1648, historisch erstmalig entstanden (Messner 2005: 28).

Somit stellt sich die erste Frage, ob das Konzept des Nationalstaates entstanden ist, gerade durch das Entstehen von ersten Formen der Global Governance, wie den Westfälischen Frieden?

Governance ist laut Definition „the processes and instructions, both formal and informal, that guide and restrain the collective activities of a group“ (Keohane und Nye, nach Messner 2005: 33). Global Governance stellt hierbei die globale Dimension von Governance dar.

Somit stellt sich zweitens die Frage, welche Bedeutung das Bild, und Bewusstsein der Welt, sowie die darin verankerte Position des Nationalstaates, für globale Probleme und somit Global Governance hat.

Hauptteil

Die Notwendigkeit von Identität:

Ich will nun das bereits erwähnte Argument, dass die „Konsolidierung der Nationalstaaten […] einher [ging] mit sich entwickelnden Beziehungen zwischen ihnen“ (Messner 2005: 29), wie es Messner ausdrückt, verwenden, und noch einen Schritt weiter gehen. Ich will behaupten, dass wenn politische Einheiten, wie Staaten, anderen politischen Einheiten eine gewisse Funktion und Souveränität zugestanden haben, schon immer automatisch einen Anfang der Global Governance und somit der Notwendigkeit einer nationalstaatlichen Identität initiierten.

Denn Identität wird immer durch das Abgrenzen von dem Anderen, das was als Außerhalb wahrgenommen wird, definiert und erschaffen.

Da die nationale Identität maßgeblich für den Nationalstaat ist, war diese sehr enge Verbindung und Zusprechung, sowie Abgrenzung von anderen politischen Verwaltungseinheiten, essenziell für das Entstehen des heutigen nationalstaatlichen Konzeptes.

Das Entstehen neuer Identitäten:

Nach dieser ersten wichtigen Feststellung, dass das Konzept Nationalstaat erst entsteht, wenn sich ein Staat von Anderen abgrenzt, und sich gegenseitig als gleiche Souveräne politische Einheiten anerkennt, und sich somit durch das Andere definiert, soll nun erfasst werden, welche Situation den Nationalstaat, in der heutigen Form, notwendig machte.

Im Konkreten wird dadurch nach der Notwendigkeit für die Abgrenzung und Schaffung von Identitäten gefragt.

Einer der neuesten Epochen der Abgrenzung und dem Entstehen von neuen Identitäten, in Form von Nationalstaaten, wurde notwendig, als sich wieder einmal die wahrgenommene Welt, für die Menschen vergrößerte. Dies geschah für die heutige Welt, maßgeblich durch die Kolonialisierung.

Auch wenn solche Vergrößerungen der wahrgenommenen Welt bereits wiederholt stattgefunden hatten, war durch die Kolonialisierung eine neue Ebene der Abgrenzung und Identität notwendig geworden.

Diese neue Ebene einer globalen kolonialen Welt bewirkte, dass zum ersten Mal viele, aber auch große politische Einheiten aufeinander trafen, welche es schwer hatten sich gegenseitig zu erobern, wie es einst die Khane der Mongolen, oder der erste Kaiser von China bewerkstelligten, und trotzdem zunehmend gegenseitig von den verschiedenen Wirtschaftsräumen abhängig wurden. Es war eine Welt die so groß und vielfältig war, dass sie von einem Herrscher, nicht besucht werden konnte. Eine Realität, welche die Conquista sehr früh bereits deutlich machte, da viele spanische Könige nie ihre Kolonien besuchten und es schwer hatten diese zu kontrollieren.

Um diese Unfähigkeit zu kompensieren, wurde nun eben jene starke und abstrakte Identität, Zugehörigkeit und Abgrenzung, wie wir sie vom Nationalstaat kennen langsam notwendig.

Was nicht bedeutet, dass nicht versucht wurde, sich gegenseitig zu erobern. Es wurde durch das Kolonialsystem, mittels der Religion, durch klassische Eroberungsfeldzüge, sowie Kulturimperialismus, mit seiner stärksten Ausprägung dem Rassismus, oder auch im Kampf der bipolaren Welt des Kalten Krieges, und mittels der Großmachtstellung der USA versucht. Übrig blieb jedoch nur eine Welt aufgeteilt in Nationalstaaten, zumindest in Theorie.

Die Problematik der Interdependenz:

Aber wozu ist es überhaupt notwendig die Welt zu erobern, dominieren oder sich abzugrenzen und in Nationalstaaten aufzuteilen.

Die Antwort liegt in der Feststellung, dass sich die Welt vergrößerte. Denn dies drückt eine steigende Interdependenz und Abhängigkeit aus, welche unabhängig ist von der Größe der Welt. Zurückblickend ist auch genau dies zu beobachten, die Kolonialgeschichte ist geprägt durch Abhängigkeitsverhältnisse, aber eigentlich auch die gesamte Geschichte, nur ist mit der kolonialen Stufe, eine neue Größenordnung, und somit eine neue Interdependenz erreicht worden.

Das Problem daran ist, dass diese Interdependenz geregelt werden muss.

Der Unterschied zu vorangegangene Epochen ist, dass aufgrund der Größe der Welt, diese Interdependenz und die damit zusammenhängenden Abhängigkeitsverhältnisse heute dramatischer, wie nie zuvor, ausfallen.

Diese Interdependenz macht sich heute in der Globalisierung, samt ihren Ausprägungen erkennbar.

Interdependenz Kompetenz:

Um die Interdependenz handhaben zu können, wurden viele Methoden in der Geschichte entwickelt, und mit genauso vielen Theorien gerechtfertigt, welche sich immer mit der zentralen Frage der Zuständigkeit beschäftigten, also eben wieder mit der Legitimation der Herrschaft, welche somit immer versucht Interdependenz zu handhaben.

Wer kann und darf herrschen?

Die Herrschaft zu legitimieren, versuchte man mit verschiedensten Argumentationen, die von Familien- und Clanvorständen, Feldherren, dann von Religionen, von Politikwissenschaftlern, Philosophen, und ihren Ausprägungen, in Form von Nationalisten, Kommunisten, Ökonomen, etc., vertreten wurden.

Problem dabei ist, dass es nicht klar erfassbar ist, wer besser verwalten kann, denn es müsse erst definiert werden was das „Bessere“ ist; was in einer Vielzahl an politischen, rechtlichen, philosophischen, religiösen, etc. Positionen bereits versucht wurde zu definieren.

Berühmt geworden ist dieses Problem, durch die Diskussion im kolonialen Spanien, über die legitime Herrschaft und Intervention. Immanuel Wallerstein stellte in seinem Werk Die Barbarei der anderen: europäischer Universalismus. (2006), diesbezüglich fest, dass diese Diskussion sich bis heute fortsetze, und selbst im Irak Krieg wiederkehre.

Bewusstsein und Interdependenz:

Die Unklarheit der Zuständigkeit und Kompetenz liegt auch unteranderem daran, dass es vielen Gruppen gar nicht bewusst ist wie sehr sie bereits zusammen gewachsen sind, und daher Handlungsunfähig sind. Dies ist eine Situation die sehr oft in der kolonialen Welt der Fall war und auch oft ausgenutzt worden ist. Traurige Berühmtheit erreicht diese Problematik, durch die Feldzüge von Hernán Cortés, der als Gottgesandter von den Azteken verstanden wurde, und dies ausnützte.

Selbst heute ist vielen Akteuren, vornämlich jenen, welche auf der nationalen Souveränität beharren, bis heute nicht bewusst wie sehr sie zusammen gewachsen sind, wie man anhand der aktuellen Wirtschaftskriese eindrucksvoll erkennen kann.

Somit gilt die Kritik dieses Essays, nicht der nationalen Identität, oder Einteilung der Welt in Nationen, sondern der Kompetenzverteilung, und ganz besonders dem Ignorieren der Interdependenz und Vielfalt dieser Welt, durch das Begrenzen der Politik auf Nationalstaaten.

Das Konzept des Konsenses:

Aber es sollen nun im Weiteren nicht erörtert werden welche Legitimation die Beste sei, sondern wie solch eine zustande komme.

Ein bedeutendes Erklärungsmodell, stellt Antonio Gramsci zur Verfügung (Cox 1983: 49ff). Welcher behauptete, dass um eine legitime Herrschaft zu konsolidieren, eine Hegemoniale Gruppe notwendig ist, welche eine politische Meinung vertrete. Deren Position, muss jedoch mittels Konsens unter den Betroffenen legitimiert werden, um die Hegemonie und somit die Herrschaft durchsetzen zu können

Nationale Identität als Konsens:

Der Siegeszug des Nationalstaates, und somit die nationale Identität als Grund-Konsens, wird traditionell in der Politikwissenschaft, mit der Etablierung und Eingrenzung des Verfassungs- und Wohlfahrtsstaates besiegelt (Messner 2005: 29).

Der Verfassungs- und Wohlfahrtsstaat machte den Nationalstaat endgültig als Träger der legitimen Herrschaft notwendig.

Alte Herrschaftslegitimation, ohne Nachfolger:

Das Problem daran ist jedoch, dass der Nationalstaat als Herrschaftslegitimation ursprünglich lediglich zur Abgrenzung nach außen entstand, durch die Kolonialisierung und die damit verbundene Vergrößerung der Interdependenz.

Jedoch nicht um Sozialleistungen und Grundrechtssicherung zu gewährleisten, auch wenn er dafür, lange Zeit, als idealer Träger erschien.

Dieses Problem, dass die nationale Identität als Legitimationsgrundlage für den Wohlfahrtsstaat und Verfassungsstaat sich durchsetzen konnte, im Gegensatz zu anderen Konzepten und Ideologien, bringt heute die vielseitigen Probleme, verbunden mit der Globalisierung hervor, da der Nationalstaat die Interdependenz der Welt per Definition versucht auszublenden, und seine eigene Innenpolitik, in einer Interdependenten Welt, damit zur Ohnmacht verdammt.

Die nationale Identität als Konsens, für Verfassungs- und Wohlfahrtsstaatlicher Herrschaft, scheint zunehmend unfähig zu sein die Interdependenz zu handhaben, da es ihre Kompetenz übersteigt.

Gleichzeitig scheuen sie sich, mit anderen Nationalstaaten zu kooperieren, und Kompetenzen, und somit Souveränität, abzugeben, dies ist verständlich, da der souveräne Nationalstaat sich durch das Abgrenzen und nicht durch das Annähern zu anderen Staaten definiert.

Durch diese Unfähigkeit die Interdependenz kooperativ, anstatt konfrontativ zu handhaben, auch wenn sie erkannt wird, führt z.B. zu Abwanderungs- und Migrations-Druck, welches ein großes Problem für den Wohlfahrts- und Verfassungsstaat darstellt, und die nationale Identität als unpassenden Konsens für diese Aufgabe entlarvt.

Da sich jedoch noch kein neuer Konsens etablieren konnte, der kompetent genug erscheint, alle Unsicherheiten zu klären, klammern sich fast alle politischen Gruppierungen an ihre nationalstaatliche Souveränität, auch wenn gleichzeitig diese abgebaut wird, durch die Lebensnotwendigkeit der Kooperation und gegenseitiges Verständnis und Bewusstsein, in einer interdependenten Welt. Dieser Widerspruch führt in vielen Bereichen, zur Ohnmacht der Tagespolitik, wie eben auch die Weltwirtschaftkriese oder Probleme der Produktions- und Kompetenzverteilungen im aktuellen Geschehen zeigt.

Mit dieser Beschreibung der Problematik des Nationalstaates, will ich den Nationalstaat nicht als ein schlechtes Konzept, aber als ein „anachronistisches Relikt“ unserer Zeit darstellen, wie es Messner treffend festhält (Messner 2005: 39).

Zur Verteidigung des Nationalstaates:

Zur Verteidigung des Nationalstaates muss man jedoch hinzufügen, dass es lange Zeit in vielen Regionen der einzige Konsens war um Verfassungsrechte sowie Sozialleistungen, für eine bestimmte Gruppe der Menschen legitim zur Verfügung stellen zu können. Mit der zunehmenden Interdependenz und Verwobenheit der Welt wird diese bestimmbare Gruppe immer undeutlicher identifizierbar. Somit wäre ein neuer Konsens notwendig, welcher der Interdependenz gerecht wird, und vielleicht sich sogar auf der Vielfalt und Größenordnung der Interdependenz begründet.

Nichts desto trotz gäbe es bestimmt viele Kompetenzen, bei denen eine (National-)Staatliche Souveränität weiterhin als Kompetenzträger optimal wäre, bereits aus dem Grund da sie ein sich bereits etabliertes, gewachsenes regionales System der Politik und Gesellschaft darstellt.

Die richtige Verteilung der Kompetenzen, auf globaler Ebene bedarf jedoch eines aktiven Verhandlungsprozesses auf supranationaler Ebene, welcher für die Vieldimensionalität der Interdependenz, global sowie für regionale Anliegen offen ist, und auch bereit ist souveräne Macht, an supranationale und globale Strukturen abzugeben.

Wie diese Kompetenzverteilung aussieht ist somit Thema der Global Governance.

Nationalstaat als Hindernis:

Wieso findet nun die Neuverteilung der Kompetenzen, welche der Interdependenz versuchend gerecht zu werden, so träge statt.

Um dies zu erklären, möchte ich aufzeigen wieso an dem nationalen Konsens festgehalten wird, und sich ein alternativer Konsens, um die Verfassungs- und Wohlfahrts-Gesellschaft zu erhalten, so schwer etablieren kann.

Verorten möchte ich das Problem, in einem bestimmten Weltbild, dass sich meistens nur durch Kriegs Erlebnisse, wie die Weltkriege, und durch andere globale Probleme lockert. Dieses Weltbild wird beherrscht von der Meinung, dass eine globale Verwaltung, z.B. in Form eines Weltstaats nicht möglich sei, aufgrund der Vielfalt in der Welt, und nicht vertrauen, dass supranationale Strukturen, die notwendigen Kompetenzen bieten könnten, um Probleme im Zusammenhang mit der Globalisierung lösen zu können, und weiterhin auf den Zusammenschluss von souveränen Staaten pochen, ohne ihre Souveränität aufzugeben.

Somit wird weiterhin der Nationalstaat als einziges geeignetes Mittel zur legitimen Herrschaftsystematik erhalten, und wird nur in jüngster Zeit, durch kontinentale Unionen, in denen wiederum ein Konsens aufgrund gemeinsamer Identität gebildet werden kann, aufgeweicht.

Dass die Vielfalt ein Hindernis sei, ist eine Haltung, die meiner Meinung nach, nur durch die situationsbedingte Unsicherheit, welche nicht imstande ist, die gesamte Welt und ihre Interdependenz erfassen zu können, begründet. Eine Unsicherheit die aufgrund der Interdependenz und der dadurch zunehmenden Vernetzung der Welt, erfreulicher Weise, automatisch abnehmen wird.

Genau deshalb plädiere ich dafür, dass weiterhin und verstärkt ein Bewusstsein für die Vielfalt und der Interdependenz gefördert werden sollte, um die zwanghafte Abgrenzung schnellst möglich obsolet machen zu können, und gemeinsam Probleme lösen zu können, anstatt Probleme zu erfahren, aber unfähig zu sein sie zu lösen, da sie maßgeblich von außen definiert werden.

Somit soll im folgenden Teil näher auf das Bewusstsein und Weltbild eingegangen werden, welches durch die nationale Identität als Konsens, geschaffen wird, und zu dem Ablehnen supranationaler Strukturen führt.

Das Weltbild und fehlendes Bewusstsein als globales Problem:

Das Problematische Weltbild, das kein Abgeben von Souveränität bewirkt, ist das Bild der Anarchie und des Konkurrenzkampfes zwischen den Nationen. Ein Weltbild das darauf begründet ist, dass noch zu wenige, Gemeinsamkeiten und gemeinsame Anliegen, aus der Vielfalt der Welt erkannt werden können, und stattdessen diese als Problem wahrnehmen. Somit fehlt der Konsens, oder besser gesagt, und wie bereits wiederholt angedeutet, das Bewusstsein für die Vielfalt und Interdependenz, oder zumindest die Bereitschaft gemeinsam diese wahrzunehmen. Dieses Weltbild ist jedoch, verständlicher Weise, schwer zu durchbrechen, denn hat man einmal das Bild, dass die Welt aufgrund der Vielfalt anarchisch ist, wird sie auch anarchisch bleiben, da man in einem Konkurrenzkampf der Nationen verharrt.

Jeglicher Versuch diese Vielfalt zu umgehen, führt unweigerlich zu einem Versuch sich abzugrenzen oder eine dominante Hegemonie herzustellen, was im Kolonialismus, in den Weltkriegen und dem Kalten Krieg, sowie dem Krieg gegen den Terror endete, und durch das Scheitern ihrer Ziele, Dominanz herzustellen, in einer noch stärkeren Nationalen Abgrenzung, und zu möglichen Polizeistaaten, als Rettung vor der Anarchie in der Vielfalt enden könnte.

Die Vielfalt zu akzeptieren, und Teile der eigenen Souveränität, der Vielfalt, in einer supranationalen Struktur abzugeben, wird in diesem Weltbild meist als Selbstmord verstanden. Weil man sich und seine souveräne, unabhängige Handlungsfähigkeit, durch das abgeben und teilen verliert, nämlich an das Andere, das Fremde, das Unbekannte, welches wir nicht kennen, und welchem wir nicht vertrauen, aufgrund des fehlenden Konsens, aufgrund des fehlenden Bewusstseins und Verständnisses für das Andere, und somit zu Recht glauben uns der Diktatur der Anarchie auszuliefern.

Zu Recht, weil solange das Bewusstsein fehlt, fehlt auch der Konsens und somit auch die Kompetenz eine verbindende, die Interdependenz berücksichtigende Herrschaft und Verwaltungskompetenz, und somit gegenseitiges Vertrauen durchzusetzen.

Somit argumentiere ich dafür, dass Global Governance, gegen die Anarchie, nur durch ein steigendes, globales, Vielfalt und Interdependenz verstehendes Bewusstsein möglich ist, da es Konsens schaffen kann, und somit Handlungsmöglichkeiten.

Ohne diesen Konsens, welcher das Verständnis dafür bringt, wer welche Kompetenzen hat, und welche gebraucht werden, wird die Politik weiterhin nur Tagespolitik führen und Situationsbedingt, durch globale Probleme zum Reagieren gezwungen werden, jedoch leider meist unvorbereitet, wie es die aktuelle Kriese zeigt.

Die Probleme des fehlenden Bewusstseins:

Als weitere Folge aus dem fehlenden Bewusstsein, wird dann irgendwann wieder ein neuer Versuch von einem Zentrum der Welt gestartet werden, eine Dominanz herzustellen, ohne die Vielfalt zu berücksichtigen. Einheit wird zwar hergestellt sein, und damit das Bild der Anarchie überwunden, jedoch um welchen Preis.

Wäre es nicht daher viel Vernünftiger, die Vielfalt zu akzeptieren, und auch das Bewusstsein zu betonen, dass genau die Dominanz, wie auch die Anarchie verhindert werden kann, wenn man sich nicht abgrenzt, sondern gleich die Einheit in Vielfalt sucht, ohne erst eine gut genug abgegrenzte Bewegung etablieren zu müssen, die versucht über alle Anderen zu fahren.

Brauchen wir immer jemanden zu dem wir uns abgrenzen müssen, um unsere Gemeinsamkeiten zu finden?

Etwas was uns die globalen Konflikte der letzten Jahrhunderte, und die Vielfalt beigebracht habensollten, dass es darum geht, die Vielfalt zu akzeptieren und trotzdem Einheit finden zu können, ohne Erobern und dominieren, sowie auch abgrenzen zu müssen.

Somit möchte ich als kurzen Exkurs behaupten, dass alle Versuche in der Geschichte von unterschiedlichsten Mächten und Mächtigen, ein Versuch war ihr Weltbild der Anarchie und somit die Vielfalt, durch das Vereinen, für das Wohl aller, die unter diesem Weltbild der Anarchie lebten, überschaubar zu machen.

Doch erst die globalen Konflikte konnten uns langsam klar machen, dass das Problem der unüberschaubaren Vielfalt, von dem wir uns bedroht und dominiert fühlen, bisher ebenfalls versucht haben, nur mit Dominanz zu beantworten, und somit zum Problem selber wurden. Das gleiche gilt für den Nationalstaat, der diese Logik provoziert, weil er die Vielfalt abschirmen will, und nur sich berücksichtigt, und somit nur den Ausweg der Dominanz hat, um sich endgültig vor dem Anderen zu schützen, und dadurch nie eine Einheit in der Vielfalt, also ein gemeinsames Bewusstsein und Konsens entdecken kann. Außer man entwickelt, meist aufgrund der bereits viel besprochenen, steigenden Interdependenz, ein gemeinsames Bewusstsein und Zivilgesellschaft, geradezu eine gemeinsame Kultur, wie auch Konsens, aus der Vielfalt, zu einer Einheit.

Der Konkurrenzkampf als Kernproblem, entstand als Weltbild und einziger Lösung in der Anarchie der Vielfalt. Als direktes Produkt des Entstehens des Nationalstaates und einer in Konkurrenz stehenden Welt aus souveränen Staaten, welche wiederum geboren sind, aus einem fehlenden Bewusstsein, über eine vergrößert wahrgenommene Welt.

Das Fehlen dieses Bewusstseins, führt zu einer anhaltenden Angst vor dem Anderen, und nimmt an Aktualität zu, je mehr die Welt zusammen wächst.

Spürbar ist diese Entwicklung, am markantesten, durch die rassistischen, sowie ethnozentrischen Erlebnisse der letzten Jahrhunderte, und aktuell in dem Aufschwung rechtspopulistischer Politiken, im Kontakt mit Migrationspolitik.

Ebenfalls spürbar ist diese Entwicklung, auch in konservativen Politiken, als Antwort auf ihre Ohnmacht, im Bezug auf die Interdependenz, die in den liberalen Wirtschaftsformen endeten. Welche sich nicht mit grenzüberschreitenden globalen Problemen, beschäftigen, oder gar solidarisch erklären wollen. Dadurch bewirken sie sogar einer weitere Verstärkung der Abgrenzung, und somit ein weiter bestehen der Ohnmacht. Eine Ohnmacht der auch Links politische Strömungen ausgeliefert sind, da sie ebenfalls der National-Demokratie verhaftet sind, und somit nicht aus dem Konsens der nationalen Identität ausschweifen können, um Probleme, unter Berücksichtigung der globalen Interdependenz und Angst vor dem Anderen, lösen zu können.

Diese Abgrenzung die zur Ohnmacht und Konkurrenzkampf führt, aufgrund der Orientierungslosigkeit in der Vielfalt, ist selbst auf individueller Ebene spürbar, und hat den Individualismus, sowie Leistungs- und Konsum-Gesellschaft maßgeblich Wirkung gegeben. Eine Entwicklung, die erst in jüngster Zeit, durch stärkere Vernetzung, auf lokaler wie auch globaler Ebene gekontert wird. Jedoch nur weil eine Vernetzung zu beobachten ist, die nicht normativ, sondern Gemeinsamkeiten in der Vielfalt, imstande ist zu entdecken. Dabei spreche ich neue soziale Organisationsformen, aber auch die Wahl-Kampanie von Präsident Obama an, welche erfolgreich erreicht hat, in einer vielfältigen Welt, trotzdem ein gemeinsames Moment, gerade aus der Vielfalt betont zu haben. Ein Ansatz der vielleicht Potenzial für eine globale Zivilgesellschaft und Bewusstsein, sowie für einen globalen Konsens, hin zu neuen Globale Governance Strukturen bieten kann.

Zusammenfassendes Schlusswort:

Ich wollte in diesem Essay festhalten, welche grundlegende Bedeutung der Nationalstaat für das Entstehen einer Global Governance Struktur hatte, indem er sich zu „dem Anderen“ abgrenzte.

Gleichzeitig wollte ich aufzeigen, welche Bedeutung er als Herrschaftslegitimation hatte, und in wie fern diese nicht mehr den notwendigen Kompetenzen gerecht wird.

Kritisch zusammenfassend wollte ich das Bewusstsein und das Weltbild hinterfragen, welches diese Welt der Nationen erschaffen hat und erhält, und was notwendig, und im Entstehen ist dieses zu durchbrechen.

Bibliographie:

Cox, Robert (1983): Gramsci, Hegemony and International Relations: An Essay in Method. In: TEF1 – Basis – Reader. (2007). Wien. 49 – 65.

Messner, Dirk (2005): Global Governance: Globalisierung im 21. Jahrhundert gestalten. In: Beherens Maria (Hg.): Globalisierung als politische Herausforderung. Global Governance zwischen Utopie und Realität. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 27-54. Wallerstein, Immanuel Maurice (2007): Die Barbarei der anderen: europäischer Universalismus. Berlin: Wagenbach.



-- Original vom 15.2.2009, für das

Proseminar zu Entwicklungspolitik – Theorien und Begriffe der Politikwissenschaft.

WS ’08 – Di. 16-18:00

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Grundsätzlich fand ich den Aufsatz gut, Sie habe sich sowohl eigenständig Gedanken gemacht, als auch Literatur darin eingearbeitet – letzteres zwar eher sparsam, aber immerhin. Was ich unklar fand, war der Aufbau Ihres Essays, sprich die genaue Fragestellung und die Argumentationslogik. Es findet sich nicht wirklich eine Fragestellung darin und es war nicht ganz klar, was Sie damit meinen, wenn Sie schreiben, dass Sie die Rolle des Nationalstaates in Bezug auf Global Goernance von einer kritischen Seite beleuchten wollen. Bitte unbedingt genauer ausführen und auch darlegen, was "kritisch" bedeutet und mit welchen Argumenten Sie die Ausgangsfrage beantworten wollen. Zum Schluss sollten Sie nicht nur eine Zusammenfassung präsentieren, sondern viel wichtiger ist, dass Sie ein Resümee aus Ihren Ausführungen ziehen.]